ACTIEN-GESELLSCHAFT "WESER", BREMEN

Die A.G. „Weser“ entstand 1872 als Nachfolger der 1843 gegründeten Eisengiesserei und Maschinenbau-Anstalt, deren Inhaber Carsten Waltjen wurde später Mitglied im Vorstand der neuen Aktiengesellschaft. Zunächst wurden einige kleinere Aufträge ausgeführt. Der erste große Auftrag war der Bau von Kanonenbooten für die Kaiserliche Marine. Dieser Auftrag war gleichzeitig der Einstieg in den militärischen Schiffbau der künftig eine Säule der Gesellschaft war. Schon bald wurde jedoch klar, dass größere Aufträge eine Erweiterung der Werft notwendig machten. Im Jahre 1901 pachtete daraufhin das Unternehmen vom Bremer Staat ein 47 ha großes Grundstück in der Nähe der Bremer Häfen für die Dauer von 60 Jahren. Bis 1905 wurde die Produktion an diesen Standort verlegt.

Von der Gründung bis zum 1. Weltkrieg wurden "nur" 125 zivile Schiffe abgeliefert. Schon der Vergleich mit den über 80 U-Booten die im 1. Weltkrieg gebaut wurden macht deutlich, wo die Werft ihren Schwerpunkt hatte.  Nach dem Krieg übernahm der Bremer Bankier J.F. Schröder den Vorsitz des Aufsichtsrates. Schröder initiierte später eine Werftenkonzentration, die zur Gründung der Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG (Deschimag) führte. 

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Als die Situation im Schiffbau Mitte der 1920er Jahre kritisch wurde, schloss sich die AG Weser 1926 mit sieben anderen Werften zur Deschimag zusammen. Nach Vorstellung der Deschimag-Gründer, überwiegend Bremer Kaufleute, Bankiers und Industrielle, sollte die als Deschimag A.G. „Weser” firmierende Werft die Führungsposition übernehmen. Dies war das vorübergehende Ende der AG Weser.

Doch die Deschimag wurde nach dem Krieg Ende 1945 aufgelöst und die verbliebenen Werften firmierten wieder unter ihren ursprünglichen Namen Aktien-Gesellschaft „Weser“ bzw. A.G. „Weser” Seebeckwerft.

Da der Schiffbau durch die Militärregierung verboten war, wurde nach Auswegen gesucht, einen möglichst großen Teil der Belegschaft der Werft zusammenzuhalten. Im Sommer 1946 wurde deswegen die Bremer Maschinenbau und Dockbetrieb GmbH, kurz Bremer Dock, gegründet, die sich auf dem Werftgelände ansiedelte und einen großen Teil des „Weser”-Belegschaft übernahm. Sie beschäftigte sich in den folgenden Jahren hauptsächlich mit Reparaturarbeiten von Schiffen und anderer Verkehrsmittel, Instandsetzungsarbeiten zerstörter Betriebe sowie allgemeinen Aufgaben des Maschinenbaus.

1951 nach Aufhebung der alliierten Schiffbaubeschränkung erhielt die Weser 1951 die Genehmigung für Schiffsneubauten. Die Bremer Dock wurde aufgelöst. Der erste Schiffsneubau der Werft war 1952 der 2.650 BRT große Frachter Werratal.

In den 60er und 70er Jahren wurde ein umfangreiches Modernisierungsprogramm durchgeführt. Neue Kräne und Helgen wurden gebaut und Gebäude errichtet, in denen mit modernster Technik rationelle Vormontagen von Schiffs- und Maschinenteilen erfolgten. Zu dieser Zeit beschäftigten die AG Weser und deren angeschlossene Seebeckwerft etwa 8.000 Mitarbeiter. Die A.G. „Weser” konzentrierte sich im folgenden auf Schiffsgrößen bis 400.000 tdw, Schiffsreparaturen und -umbauten und den Motoren- und Aggregatebau.

Nach der Ölkrise 1973 kam es aber nicht zu weiteren Tankeraufträgen. Großtanker konnten in Deutschland nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden. Zudem war der letzte Großaktionär, mit 86 Prozent die Fried. Krupp GmbH knapp mit Investitionskapital. Anfang der 1980er Jahre wurde Bremen endgültig von der Werftenkrise erfasst, es fehlten Aufträge für die beiden Großwerften AG Weser und Bremer Vulkan. Eine engere Zusammenarbeit der Werften scheiterte hauptsächlich am Konkurrenzdenken.

Nach langen, schließlich gescheiterten Verhandlungen und einer Besetzung der Werft durch die Arbeiter, die für einen Erhalt der Werft kämpften, wurde die AG Weser am 31. Dezember 1983 geschlossen.