Das Sammeln von historischen Wertpapieren

Wer historische Wertpapiere sammelt, der lässt sich auf ein vielschichtiges Hobby ein. Natürlich sind die meisten Sammler nicht nur darauf aus, ein Album, eine Vitrine oder eine Scheune zu füllen. Doch ein Sammler historischer Wertpapiere kommt, selbst wenn er sich spezialisiert hat, mit unglaublich vielen Themen in Berührung.

Der Reiz für diese Sammler liegt nicht nur darin, welches Stück kann ich als nächstes meiner Sammlung hinzufügen. Vielmehr ist es auch die Spannung welche Stories verbergen sich hinter einem manchmal unscheinbaren Stück Papier. Ist es ein besonderes Druckverfahren, war die Firma eine Schwindelfirma, gab es besondere Erfindungen die diese Gesellschaft machte, ist die Gestaltung des Stücks etwa von einem bedeutenden Künstler, wer hatte das Wertpapier vielleicht in seinem Besitz? All diese Fragen und noch viele mehr. Die Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen machen dieses Sammelgebiet meines Erachtens besonders spannend.

Wenn man nun noch bedenkt, dass jedes Stück auch noch im Kontext der jeweiligen Zeit betrachtet werden sollte, so wird einem bewusst, dass wer es sich zum Ziel macht die größte Sammlung historischer Wertpapiere zu besitzen, der wird mit diesem Sammelgebiet wahrscheinlich nicht glücklich. Es braucht schon Sammler, die eine hohe Komplexität nicht abschreckt, deren Horizont deutlich über den Tellerrand reicht, die aber trotzdem so detailverliebt sind, dass sie sich auf die Geschichte dieses Papiers einlassen.

Wen wundert es da, dass es nicht sehr viele ernsthafte Sammler gibt. Ich würde die Zahl der Sammler weltweit auf maximal 10.000 schätzen. Dieser relativ kleine Markt, bietet natürlich überproportional Chancen aber auch Risiken, da Teile des Sammelgebiets von heute auf morgen wirtschaftlich gesehen schwierig werden können. Letztes Beispiel dürfte das Sammelgebiet Russland sein. Lange Zeit sehr gesucht, derzeit (Juli 2023) hochproblematisch.

Goethe soll gesagt haben „Sammler sind glückliche Menschen“, das trifft sicher auch auf den Sammler historischer Wertpapiere zu, doch nur wenn er die wirtschaftliche Betrachtungsweise durch die inhaltlich ersetzt.

Ich sammle nun seit über 40 Jahren und denke das Zitat „Den echten Sammler erkennt man nicht an dem, was er hat, sondern an dem, worüber er sich freuen würde“ von Marc Chagall trifft für meine Art zu sammeln eher zu. Zwar ärgere ich mich immer noch ein wenig, wenn ein einst teures Papier wegen fehlender Nachfrage oder einer neuen Quelle viel günstiger angeboten wird, aber eigentlich wichtig ist mir „mein“ Stück und das was ich zu diesem Wertpapier weiß. Der Rest, nun ja…..