F.SCHICHAU AKTIENGESELLSCHAFT, ELBING

Die Geschichte der F.Schichau AG reicht zurück bis ins Jahr 1837. In diesem Jahr gründete Ferdinand Schichau die Gesellschaft als Maschinenbauanstalt. Anfänglich produzierte man Dampfmaschinen, hydraulische Maschinen und Bagger. Doch 1852 wurde ein Schiffbauplatz eingerichtet und 1855 lief die „Borussia“ vom Stapel. Der erste in Preußen gefertigte stählerne Seedampfer mit Schraubenantrieb.

 In den folgenden Jahren wurden Dampfschiffe, Maschinen, Turbinen und Lokomotiven gebaut. In Elbing konnten nur relativ kleine Wasserfahrzeuge gefertigt werden, daher entschloss sich Ferdinand Schichau zur Expansion. 1889 wurde eine Schiffsreparaturwerkstatt in Pillau bei Königsberg errichtet und ein Jahr später entstand eine Großwerft in Danzig, wo in den folgenden Jahren zahlreiche Kriegsschiffe, Frachtschiffe und große Passagierschiffe entstanden. 1896 starb Ferdinand Schichau und sein Schwiegersohn Carl Heinrich Ziese übernahm die Leitung. Unter ihm wurden die Schichau-Werke in der Kaiserzeit zum größten Industrieunternehmen Ostdeutschlands.

Schwerpunkt war nun der Bau von Torpedobooten und Zerstörer. Bis 1918 baute man 483 dieser Schiffe, davon 333 für die Kaiserliche Marine, der Rest wurde unter anderen nach China, Dänemark, Schweden, Argentinien und Japan verkauft.

Aber auch der Bau von Handelsschiffen ging weiter. Bis zum Ersten Weltkrieg fertigte F.Schichau beispielsweise 14 Reichspostdampfer. Nur beim Bau von Passagierschiffen gab es Probleme, da die Schiffe nicht den von Hapag und Lloyd geforderten Qualitätsstandard erreichten.

Am Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte nach dem Ersten Weltkrieg war die Schichau-Werft anfangs noch beteiligt. Doch ab 1922 blieben die Aufträge aus. 1925 stand das Unternehmen vor dem Konkurs, er konnte nur durch Staatskredite des Deutschen Reiches und des Landes Preußen verhindert werden. Da die Regierung der Weimarer Republik das größte Schiffbauunternehmen im Osten nicht aufgeben wollte, wurden die Schichau-Werke durch Reichstagsbeschluss staatlich saniert. Ab 1929 konnte die neue F. Schichau GmbH unter der Leitung von Hermann Noé, dem Bruder des Direktors Ludwig Noé, der benachbarten „Danziger Werft und Eisenbahnwerkstätten AG“, den Betrieb fortführen.

Schichau wurde am Bau der Einheitslokomotiven der Deutschen Reichsbahn beteiligt. Begonnen wurde mit Personenzuglokomotiven, es folgten Tenderlokomotiven und ab 1938 wieder größere Lokomotiven.

1930 wurde den Schichau-Werken die in Konkurs gegangene Union-Gießerei in Königsberg angegliedert. Nachdem im Mai 1932 die Elbinger Werft den Schiffbau wegen der Weltwirtschaftskrise zeitweilig völlig einstellte, begann man dort im November 1935 mit dem Bau von Torpedobooten für die Kriegsmarine. Die in Königsberg neu errichtete Werft erhielt von der Kriegsmarine Aufträge für kleine Tanker, Schlepper und Minensuchboote. Der Betrieb im noch selbständigen Danzig erhielt schon vorher Aufträge für große Troßschiffe und Eisbrecher.

1941 wurde das Eigenkapital um 10.000.000 Reichsmark auf 24.000.000 Reichsmark erhöht und die GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Im Zuge der von der NS-Regierung betriebenen Aufrüstung und des 1939 begonnenen Krieges stiegen die Auftrags- und Beschäftigtenzahlen rasant an. So waren Ende 1944 bei Schichau insgesamt 44.000 Menschen in Elbing, in Danzig und in Königsberg beschäftigt.

Beim Näherrücken der Front wurden zu Beginn des Jahres 1945 unfertige Schiffe und ein Teil der bei der Werft eingesetzten schwimmenden Geräte abtransportiert. So wurde ein Schwimmdock bis in die 1980er Jahre von den Lübecker Flender-Werken benutzt und der bis dahin auf der Danziger Schichau-Werft eingesetzte Schwimmkran „Langer Heinrich“ (Baujahr 1905) gelangte nach Rostock und war dort mehrere Jahrzehnte bei der Neptunwerft im Einsatz.

Nach Kriegsende wurden die Werksanlagen der Lokomotivfabrik durch die sowjetische Besatzung demontiert. Die Elbinger Maschinenfabrik wurde als polnischer volkseigener Betrieb ZAMECH weiter betrieben. Der Schiffbau in Elbing wurde eingestellt. Aus der Werft in Königsberg wurde die Jantar-Werft. Die Schichau-Werft in Danzig wurde 1950 mit der Danziger Werft zur Lenin-Werft zusammengefasst, die 1980 durch die Gründung der polnischen Gewerkschaft Solidarność weltberühmt wurde.

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