F.SCHICHAU AKTIENGESELLSCHAFT, ELBING
Die Geschichte der F.Schichau AG reicht zurück bis ins
Jahr 1837. In diesem Jahr gründete Ferdinand Schichau die Gesellschaft als
Maschinenbauanstalt. Anfänglich produzierte man Dampfmaschinen, hydraulische
Maschinen und Bagger. Doch 1852 wurde ein Schiffbauplatz eingerichtet und 1855
lief die „Borussia“ vom Stapel. Der erste in Preußen gefertigte stählerne
Seedampfer mit Schraubenantrieb.
Schwerpunkt war nun der Bau von Torpedobooten und
Zerstörer. Bis 1918 baute man 483 dieser Schiffe, davon 333 für die Kaiserliche
Marine, der Rest wurde unter anderen nach China, Dänemark, Schweden, Argentinien
und Japan verkauft.
Aber auch der Bau von Handelsschiffen ging weiter. Bis
zum Ersten Weltkrieg fertigte F.Schichau beispielsweise 14 Reichspostdampfer.
Nur beim Bau von Passagierschiffen gab es Probleme, da die Schiffe nicht den von
Hapag und Lloyd geforderten Qualitätsstandard erreichten.
Am Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte nach dem
Ersten Weltkrieg war die Schichau-Werft anfangs noch beteiligt. Doch ab 1922
blieben die Aufträge aus. 1925 stand das Unternehmen vor dem Konkurs, er konnte
nur durch Staatskredite des Deutschen Reiches und des Landes Preußen verhindert
werden. Da die Regierung der Weimarer Republik das größte Schiffbauunternehmen
im Osten nicht aufgeben wollte, wurden die Schichau-Werke durch
Reichstagsbeschluss staatlich saniert. Ab 1929 konnte die neue F. Schichau GmbH
unter der Leitung von Hermann Noé, dem Bruder des Direktors Ludwig Noé, der
benachbarten „Danziger Werft und Eisenbahnwerkstätten AG“, den Betrieb
fortführen.
Schichau wurde am Bau der Einheitslokomotiven der
Deutschen Reichsbahn beteiligt. Begonnen wurde mit Personenzuglokomotiven, es
folgten Tenderlokomotiven und ab 1938 wieder größere Lokomotiven.
1930 wurde den Schichau-Werken die in Konkurs gegangene
Union-Gießerei in Königsberg angegliedert. Nachdem im Mai 1932 die Elbinger
Werft den Schiffbau wegen der Weltwirtschaftskrise zeitweilig völlig einstellte,
begann man dort im November 1935 mit dem Bau von Torpedobooten für die
Kriegsmarine. Die in Königsberg neu errichtete Werft erhielt von der
Kriegsmarine Aufträge für kleine Tanker, Schlepper und Minensuchboote. Der
Betrieb im noch selbständigen Danzig erhielt schon vorher Aufträge für große
Troßschiffe und Eisbrecher.
1941 wurde das Eigenkapital um 10.000.000 Reichsmark auf
24.000.000 Reichsmark erhöht und die GmbH in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt.
Im Zuge der von der NS-Regierung betriebenen Aufrüstung
und des 1939 begonnenen Krieges stiegen die Auftrags- und Beschäftigtenzahlen
rasant an. So waren Ende 1944 bei Schichau insgesamt 44.000 Menschen in Elbing,
in Danzig und in Königsberg beschäftigt.
Beim Näherrücken der Front wurden zu Beginn des Jahres
1945 unfertige Schiffe und ein Teil der bei der Werft eingesetzten schwimmenden
Geräte abtransportiert. So wurde ein Schwimmdock bis in die 1980er Jahre von den
Lübecker Flender-Werken benutzt und der bis dahin auf der Danziger
Schichau-Werft eingesetzte Schwimmkran „Langer Heinrich“ (Baujahr 1905) gelangte
nach Rostock und war dort mehrere Jahrzehnte bei der Neptunwerft im Einsatz.
Nach Kriegsende wurden die Werksanlagen der
Lokomotivfabrik durch die sowjetische Besatzung demontiert. Die Elbinger
Maschinenfabrik wurde als polnischer volkseigener Betrieb ZAMECH weiter
betrieben. Der Schiffbau in Elbing wurde eingestellt. Aus der Werft in
Königsberg wurde die Jantar-Werft. Die Schichau-Werft in Danzig wurde 1950 mit
der Danziger Werft zur Lenin-Werft zusammengefasst, die 1980 durch die Gründung
der polnischen Gewerkschaft Solidarność weltberühmt wurde.