SCHLEPPSCHIFFFAHRTSGESELLSCHAFT UNTERWESER

"Dreimal ist Bremer Recht" lautet ein altes bremisches Sprichwort und das spiegelt sich in der Gründung der Schleppschifffahrtsgesellschaft - gewollt oder ungewollt - wieder. Mit drei Angestellten, drei Schleppdampfern und drei "f" im Namen (das war die übliche Schreibweise) nahm die Reederei ihre Tätigkeit auf. Die Gründung erfolgte übrigens 1890 von Bremer Kaufleuten unter Beteiligung des Bremer Bankhauses E.C. Weyhausen. Initiator dieser Gründung war Friedrichs Wessels, der Ende des 19. Jahrhunderts Gründungsvater zahlreicher Bremer Unternehmen war. 

Erster Schlepper der Gesellschaft "Unterweser 1" (aus Geschichte der Schleppschiffahrt 100 Jahre URAG, Koehler Verlag)

Die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1895 gab der SGUW neue Impulse. In der Gewinn- und Verlustrechnung im Jahre 1899 beschloss die Gesellschaft die Ausdehnung ihres Betriebes auf den Dortmund-Ems-Kanal. Gleichzeitig erhöhte man das Aktienkapital, das bei der Gründung 500.000 Mark begeben in 500 Aktien zu je 1.000 M betrug, um 2 Mio. Mark. Auf diese Kapitalerhöhung erfolgte eine Erweiterung des Aufsichtsrats durch den Direktor des Norddeutschen Lloyd Christian Leist. Der Norddeutsche Lloyd war jetzt zu 25% an der SGUW beteiligt.

Zu Kriegsbeginn 1914 wurde ein Seeschlepper in Petersburg festgehalten (die Besatzung kam in Gefangenschaft nach Sibirien) und ein Schlepper lief auf eine Mine (alle 23 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben). Dazu kam das einige Schlepper an die Kaiserliche Marine abgegeben werden mußten und 17 Leichter verkauft wurden, da das Geschäft auf dem Dortmund-Ems-Kanal sich als nicht mehr rentabel erwies. Da die Gefahr der Übernahme bestand, wurden 1916 die Statuten geändert, so dass zum Schutz eigene Aktien zurückgekauft werden konnten. Nach Kriegsende verlor die Gesellschaft noch drei weitere Schiffe und die Metallgesellschaft versuchte durch Aktienkäufe die Mehr am Unternehmen zu erwerben.

Schleppschiffahrtsgesellschaft Unterweser von 1890 (247 KB)

Im Februar 1920 war die Metallgesellschaft, Frankfurt im Besitz der Aktienmehrheit der SGUW. Der Metallgesellschaft ging es darum, durch ein Schiffsunternehmen, die Hand unmittelbar an den Puls der Seeschifffahrt zu halten. Schwerpunkt der Aktivitäten wurde nun die Trampschifffahrt mit Frachtdampfern. Im Dezember 1922 wurde der Firmenname in Unterweser Reederei (URAG) geändert. 1924 erfolge die Umstellung des Eigenkapitals auf Reichsmark. Dabei wurden die Aktien auf 700 RM herabgesetzt, so dass ein Kapital von 1.750.000 RM ausgewiesen wurde. Dieses wurde 1935 um 700.000 RM durch die Ausgabe von 1.000 Vorzugsaktien erhöht. 1941 dann noch einmal ein Kapitalberichtigung um 43% von 2.450.000 RM auf 3.500.000 RM. Dabei wurden die Stammaktien von 700 RM auf 1.000 RM heraufgesetzt und die 1.000 Vorzugsaktien in neue Stücke zu 1.000 RM umgetauscht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Schlepper für die Kriegsmarine eingesetzt, erst 1944 verlor die Gesellschaft zwei ihrer 17 Schiffe. Zum Ende des Kriegs waren das Lager des Werkstattbetriebs und das Agenturgebäude zerstört worden, aber 8 ihrer Schlepper konnte die Gesellschaft schon kurz nach der Einnahme Bremens durch die Engländer wieder nutzen. Lediglich zwei Schlepper wurden von der Royal Navy beschlagnahmt. 1946 dann der Schock, vier weitere Schiffe mussten an die Sowjetunion abgeliefert werden und brachte die Gesellschaft in Schwierigkeiten. 

Doch wenn auch langsam, auch davon erholte sich die URAG und mit der Währungsreform und dem Petersburger Abkommen, wurden die Bedingungen für einen Neuanfang besser. Die Umstellung des Aktienkapitals auf DM im Jahre 1951 erfolgte im Verhältnis 1:1. In den Folgejahren wurde die Flotte modernisiert und die Metallgesellschaft erhöhte stetig ihren Aktienanteil. 1959 hatte die Metallgesellschaft dann die letzten Aktien der Reederei erworben und wandelte sie am 1.1.1961 in eine GmbH um.

1973 gründeten Hapag-Lloyd und die Unterweser-Reederei ein gemeinsame Tochtergesellschaft die "Unterweser-Frachtschiffs-GmbH & Co. KG mit Sitz in Bremen. 1975 stieg die URAG in die Versorgungsschifffahrt für Bohrinseln ein. Die Einführung des LASH-Dienstes erforderte die Einrichtung neuer Bugsier- und Sicherungsdienste. In der Frachtschifffahrt ist die URAG seit 1987 wieder aktiv. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der von Bremen aus operierenden "Senator Linie" Das Augenmerk der URAG konzentrierte sich fort an vor allem auf die Offshore-Exploiration der Schelfgebiete nach Erdgas und Erdöl, Bohrinselverschleppung, Schleppdienst für Seebaustellen und Versorgungsschifffahrt. Eine andere Aktivität dient der Meeresforschung und der Suche nach neuen Rohstoffen im Meer.

Auf diesen Gebieten ist die URAG noch heute tätig, aber was soll ich lange beschreiben. Schauen Sie doch einfach selbst unter www.urag.de.