77. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere und Sammlertreffen am 16.042005 in Frankfurt, Queens Hotel

Ein sehr bemerkenswertes Angebot präsentierten die Freunde Historischer Wertpapiere. Deutsche Bank 1881, Neue Theater AG Frankfurt 1883, Sächsische Bauhütte 1860, Fünfte Assekuranz Hamburg 1808, Frankfurt Rückvers. 1858, Benz & Cie.  1909..... das darf man wohl als eine exquisite Auswahl deutscher Titel bezeichnen. So kann man nicht ganz verstehen, daß zu der gut vorbebotenen Auktion doch recht wenig Besucher nach Frankfurt kamen. Nur jeweils gut 30 Bieter sah man in den drei Runden im Saal. Diese erlebten eine Auktion mit "nur" 1521 Losen, die von vielen Schriftgeboten geprägt war. 

Zwar wurde die Auktion wieder im bewährten ADS Verfahren durchgeführt, aber die Sprünge waren erfreulicher Weise doch recht klein und von 12.00 bis 18.00 Uhr wurden 2/3 aller Lose aufgerufen. Schön für die Anwesenden, die so gut mitverfolgen konnten, wie die einzelnen Gebiete beboten waren. Teil 1 wie immer das mit 736 Losen in Frankfurt umfangreiche Ausland. Erfreulich und gut, daß nun langsam auch der eine oder andere US-Titel wieder einen Käufer fand und die sehr guten Papiere aus den Niederlanden sogar zu kleineren Bietgefechten führten. Dagegen waren die in den letzten Auktionen so tragenden Papiere aus Russland, Asien und dem ottomanischen Reich nicht mehr ganz so stark nachgefragt und Südamerika-Käufer scheinen zur Zeit fast völlig zu fehlen. 

Im Teil 2 (Deutschland mit bis 1923) konnten Jörg Bennecke und Michael Weingarten, die wie immer souverän und mit viel Humor die Veranstaltung meisterten, die Highlights anbieten. Aber nicht jedes Highlight wird vom Markt so gesehen und manches "Mauerblümchen" hat doch viel Potential. So blieb die seltene, aber nicht gut erhaltene Neue Theater AG liegen, während die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation aus dem Jahr 1922 mit 2.400 EURO deutlich über dem Ausruf von 750 EURO zugeschlagen wurde. Der Markt macht eben den Preis, besonders bei Einzelstücken, die mit großer Wahrscheinlichkeit Unikate sind. So geschehen dann auch im 3. Teil als mit der AG Neptun Schiffswerft und Maschinenfabrik aus dem Jahr 1924 ein mit 500 EURO ausgerufenes Stück schließlich mit 2.400 EURO zugeschlagen wurde. In diesem Teil dann auch der DM-Teil, der längst zu einer festen Größe im Markt gereift ist und wie immer gut beboten war.  

Über 1.000 EURO wurden zugeschlagen:

Southern Pacific Railroad, New Orleans, 1858 (Ausruf 1.000/ Zuschlag 1.100)

Yellowstone National Park Transportation Co., Helena, 1903 (1.200/1.300)

Arkansas and Texas Land Comp., N.Y., 1831 (2.000/2.000)

Henderson & Overton Branch Railroad, Texas, 1880 (1.000/1.000)

New Arkansas and Texas Land Comp., N.Y., 1833 (2.000/2.000)

Southern Trans-Continental Railroad Memphis, El Paso and Pacific Railroad, Philad., 1868 (1.000/1000)

La Peche des Baleines, Brüssel, 1728 (1.500/1.500)

S.A. du Moulin-Rouge, Paris, 1910 (2.250/2.250)

Österreichische-Börsen- und Wechsler-Bank, Wien, 1872 (1.200/1.200)

Gesellschaft der Primorsk - St. Petersburger Sekundär-Eisenbahn, 1895 (1.200/1.200)

Compania Real de la Extremadura, Zarza la Mayor, 1747 (2.500/2.500)

Frankfurter Rückversicherungs-Ges., 1858 (5.500/5.800)

Fünfte Assekuranz-Kompagnie, Hamburg, 1808 (8.000/8.000)

Pommersche-Ritterschaftliche Privat-Bank, Stettin, 1856 (3.500/3.500)

Sächsische Bauhütte, Pirna, 1860 (4.000/4.200)

Zucker-Fabrik von Günther & Comp., Söllingen, 1851 (6.000/6.000)

NEPTUN Continental-Wasserwerks-AG, Berlin, 1872 (1.500/1.700)

Deutsche Bank, Berlin, 1881 (14.000/14.000)

Vereinigte Elbeschiffahrts-Ges.AG, Dresden, 1903 (1.100/1.250)

Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation, Mannheim/Waghäusel, 1922 (750/2.400)

AG Neptun Schiffswerft und Maschinenfabrik, Rostock, 1924 (500/2.400)

 

Nicht zugeschlagen wurden:

Accessory Transit Co, N.Y., 1855 (1.750)

Rio Grande and Texas Land Comp., N.Y., 1836 (7.500)

Banque Territoriale, Paris, 1803 (1.200)

Indemnizacion A Poseedores de Esclavos, San Juan de Puerto Rico, 1876, (2.800)

Keyserlich Indische Compagnie, Antwerpen, 1723 (1.200)

Fabrica de Faiancas das Caldas da Rainha, Lissabon, 1884 (3.250)

Ridhus af Sten, Göreborg, 1824 (1.000)

Compania Real de Granada, 1747 (2.500)

Essen-Arenberger Bergbau-Ges., Essen, 1856 (3.000)

Frankfurter Bank, Frankfurt, 1856 (3.800)

Neu-Schrepkow-Meyenburger-Aktien-Chausseebau-Gesellschaft, Pritzwalk, 1844 (2.700)

Reichenbach-Langenbielau-Neuroder Chaussee-Verein, 1849 (2.500)

AG für Boden- und Komunal-Kredit in Elsass-Lothringen, Strassburg, 1872 (1.150)

Actien-Verein des zoologischen Gartens zu Berlin, 1900 (1.000)

Actien-Zucker-Fabrik Wetterau, Friedberg in Hessen, 1887 (1.000)

Adler Fahrradwerke vorm. Heinrich Kleyer, Frankfurt, 1905 (1.400)

Benz & Cie., Rheinische Gasmotoren-Fabrik AG, Mannheim, 1909 (6.000)

Gasthaus Kohlhof AG, Heidelberg, 1890 (1.000)

Herzog-Ludolfsbad AG, Gandersheim, 1878 (1.000)

Neue Theater-AG, Frankfurt, 1883 (16.000)

Verein zur Errichtung und Unterhaltung einer deutschen Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in Sachsen, Leipzig, 1878 (2.500)

Verlag der heiteren Welt, Berlin, 1896 (1.250)

 

Nicht aufgerufen, daher Ergebnis nicht bekannt

State of Texas, Austin, 1861 (1.800)

Danske West-Indiske og Guineiske Compagnie, Kopenhagen, 1734 (3.500)

In der Summe eine gute Auktion für die Sammler. Etwas weniger Lose, dadurch hohe Transparenz und ein Zeitrahmen den man gerne in sein Hobby investiert. Für die Veranstalter wahrscheinlich durchwachsen, da doch eine Reihe von Topstücken liegen blieb. Aber die Erfahrung, daß der Markt bereit ist im mittleren Preissegment gute Stücke auch zu guten Preisen aufzunehmen. Über Topstücke entscheidet letztlich eben doch der Markt und wenn man ein Stück für netto 10.000 EURO kauft, so muß der nächste Käufer in einer Auktion schon brutto 18.000 EURO zahlen, damit man den eingesetzten Bruttopreise zurückbekommt.

 Ach ja, die Zuschlagsquote natürlich geschätzt, in Stücken 50%, in Geld wahrscheinlich etwas darunter, wegen der nicht zugeschlagenen teuren Stücke.