100. Auktion der Freunde Historischer Wertpapiere in Frankfurt, NH-Hotel
Wenn es an dieser Auktion etwas zu kritisieren gab, dann das Gewicht des Katalogs. Ansonsten schon vorab eine Auktion der Superlative. 2.533 Lose und über 1 Mio. Euro Ausrufsumme, da wollte auch Petrus wollte nicht zurückstecken und schenkte den Jubilaren Ulrich Drumm, Jörg Benecke und Michael Weingarten Kaiserwetter in Frankfurt. Um 10:00 Uhr begann der Jubiläumstag mit einer launigen Laudatio von Gerd Kleinewefers auf die "Freunde" und anschließend einem kleinen Sektempfang.
Schon zu diesem Zeitpunkt füllte sich der Saal und so wunderte es nicht, dass zum ersten Mal seit BAROV wieder Bieternummern über 50 vergeben wurden. Entsprechend starteten die Freunde bei sehr guter Stimmung im Saal mit dem Teil "Spekulation. 46 Lose mit hoher Zuschlagsquote und wie immer mit teilweise beachtlichen Steigerungen. An dieser Stelle sei bereits um Verständnis geworben, dass ich die Ergebnisse nicht aufführe. Bei einer solchen Auktion sind es einfach zu viele Zuschläge über 1.000 Euro. Allein in diesem ersten Teil gab es 9 Zuschläge über 1.000 Euro und 3 Rücklose mit einem Ausruf über 1.000 Euro.
Ähnlich spektakulär der US Teil und die dazugehörigen Autographen. Zwar war der allgemeine Teil auch etwas und die konnte die Minensammlung nicht zugeschlagen werden, aber die Confederates waren offensichtlich sehr gut vorgeboten. Dazu kam, dass neben dem Zoo Philadelphia (Zuschlag zum Ausruf von 5.900 Euro) einige Autographen gute Preise erzielten. Außergewöhnlich sicher die Zuschläge für Chaplin Studios mit Chaplin Signatur 22.000 Euro (Ausruf 11.000), Flamingo Films mit Buster Keaton für 1.900 Euro (Ausruf 1.500) und Standard Oil von 1878 für 3.200 Euro (Ausruf 3.000). Da kann man sicher ein Rücklos, wie die mit 16.000 Euro etwas überbewertete Long Dock mit Jay Gould Unterschrift verkraften.
Noch vor der Mittagspause folgte das restliche Ausland und der Varia Teil. Auch hier erstaunliche Zuschläge Hortus Soc. 13.000 Euro (Ausruf 10.500), S.A. de la Franc-Maqonnerie Bordelaise 10.000 Euro (Ausruf 5.400) und natürlich die Vereinigte Ostindische Comp. 26.000 Euro (Ausruf 18.500). Enttäuschend die Alpenländer Österreich und Schweiz deren Topstücke nicht gefragt waren. Besser und stabil Russland - Gesellschaft der Primorsk - St. Petersburger Sekundär-Eisenbahn 7.500 Euro (Ausruf 5.000) und Gouvernement Imperial de Russie 4.400 Euro (Ausruf 1.000). und Kiewer Kaffeehaus-Gesellschaft 1.100 Euro (Ausruf 350).
Trotz einiger Rücklose auch im oberen Preissegment, war es wohl der größte aber auch beste Auslandsteil, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die Messlatte für die deutschen Papiere entsprechend hoch.
Nach der Pause kamen zuerst die Stadtanleihen. Wie erwartet gute Nachfrage auf allerdings meist niedrigem Preisniveau. Der Teil Deutschland vor 1945 brachte dann trotz guter Zuschläge auch einige kleine Enttäuschungen. Beide alten Stücke der Deutschen Bank fanden keinen Käufer und auch der Goethe Kux ging zurück. Besser erging es AG Zoologischer Garten Elberfeld 4.400 Euro (Ausruf 4.000), Bergbau AG Neu-Duisburg zum Ausruf von14.000 Euro, Berliner Actien-Societäts-Brauerei 4.100 Euro (Ausruf 3.800), Berlinische Feuerversicherungs-Anstalt zum Ausruf von 14.000 Euro, Disconto-Gesellschaft Berlin 15.000 Euro (Ausruf 12.500) und Dresdner Bank von 1926 2.000 Euro (Ausruf 1.500). Neben diesen besonderen Zuschlägen fiel besonders auf, dass seltene oder noch nie gesehene Papiere im mittleren Preissegment fast immer einen Käufer fanden.
Leider kann ich nur bis Los 1800 berichten, da durch die vielen Bietgefechte im Saal und am Telefon die Auktion mit 45 Minuten Verspätung in die Kaffeepause ging, so dass ich aus terminlichen Gründen den restlichen Deutschlandteil nicht erleben konnte. Ich denke aber die Auktion hat nicht zuletzt wegen des sehr guten Auslandsteil den Freunden ein Rekordergebnis bescherte.
Ein kurzer Besuch auf dem Basar am Folgetag bestätigte den Eindruck der letzten Jahre. Nur wenige neue Gesichter und viel Ware. Es ist wirklich an der Zeit die Basare zu überdenken. Vielleicht macht das Hamburger und Berliner Beispiel dort Schule und man veranstaltet den Basar direkt im Anschluss an die Auktion.
Doch wie ich die Freunde kenne, werden sie sich darüber schon Gedanken machen und auch in den nächsten Jahren, mit ihren Ideen die Entwicklung des Sammelgebiets Historische Wertpapiere maßgeblich beeinflussen. Vielen Dank für 100 Auktionen, wir Sammler freuen uns auf die nächsten 100 :-)